Dr. med. vet. Mirjam Kündig, Med. vet. Patrick Späni
 

Viel trinken, viel pinkeln

Cushing Syndrom beim Hund – zu viel Kortisol im Blut

Das Cushing – Syndrom ist eine Krankheit, welche durch einen chronisch erhöhten Kortisolspiegel im Körper ausgelöst wird. Cushing tritt bei 0,1 – 0,2 % der Hunde auf und ist damit eine der häufigsten hormonellen Erkrankungen. Betroffen sind vor allem Hunde im mittleren oder fortgeschrittenen Alter. Einige Hunderassen wie zum Beispiel der Dackel, Pudel, Terrier oder Boxer sind häufiger von der Cushing – Erkrankung betroffen. Der Name Cushing bezieht sich auf den Entdecker dieser Krankheit, den Neurochirurgen Harvey Cushing.

Kortisol ist ein lebenswichtiges Hormon für den Körper, welches vor allem in Stresssituationen vermehrt freigesetzt wird. Kortisol wird in der Nebenniere produziert. Ein Organ, welches nur einige Millimeter gross ist und nahe bei der Niere liegt. Die Wirkung dieses Hormons ist sehr vielfältig. Es beeinflusst und regelt den Zuckerstoffwechsel, die Muskulatur, den Herz-Kreislauf, das Immunsystem, den Fettstoffwechsel, die Haut, den Knochenstoffwechsel und die Blutgerinnung. Der Hormonspiegel schwankt während dem Tag und ist am Morgen am höchsten.

Die Kortisolausschüttung wird im Gehirn gesteuert. Das Hypothalamus-Hypophysensystem ist für die Regulation des Kortisolspiegels im Körper zuständig. Der Hypothalamus ist das übergeordnete System, welches die Hypophyse dazu veranlasst, Hormone in den Körper auszuschütten, welche die Nebennieren stimulieren. Dadurch wird Kortisol von den Nebennieren freigesetzt. Hat der Körper zu viel Kortisol im Blut, wird das Hypothalamus-Hypophysensystem gehemmt. Der Kortisolspiegel regelt sich damit selber.

Beim Cushing Syndrom setzen die Nebennieren über längere Zeit zu viel Kortison in den Körper frei. Bei 80 – 85% der Hunde ist dafür ein gutartiger Tumor der Hypophyse zuständig, welcher zu viel des stimulierenden Hormons ACTH ausschüttet. Der Rückkopplungs-mechanismus funktioniert nicht mehr. Die Nebennieren produzieren permanent zu viel Kortisol. Bei 15 – 20% der Hunde ist dagegen ein Tumor in einer oder sehr selten in beiden Nebennieren die Ursache der Erkrankung. Diese Tumorerkrankung kann bösartig sein.

Ist der Kortisolspiegel im Körper über längere Zeit zu hoch, hat dies einen Effekt auf den ganzen Körper. Die Muskulatur wird geschwächt, es kann sich eine Blutzuckerkrankheit entwickeln, durch das geschwächte Immunsystem ist der Körper anfälliger für Krankheiten, der Blutdruck kann ansteigen, die Hunde nehmen an Gewicht zu, die Haut wird dünn und verletzlich, Knochenschwund entwickelt sich und die Hunde haben eine erhöhte Neigung zu Hämatomen.

Die Symptome beim Hund können sehr vielfältig und unterschiedlich sein. Am häufigsten werden die Hunde wegen vermehrtem Trinken und vermehrten Harnabsatz vorgestellt. Auch Fell- und Hautveränderungen können erste Anzeichen sein.

Klinische Symptome der Cushing Erkrankung

  • Vermehrtes Trinken
  • Erhöhter Urinabsatz
  • Gesteigerter Appetit
  • Fellverlust
  • Dünne Haut
  • Hängebauch
  • Vermehrtes Hecheln
  • Muskelschwund
  • Bluthochdruck

Cushing Symptome bei Kortisontherapie

Hunde, welche über längere Zeit das Medikament Kortison zur Behandlung einer anderen Krankheit einnehmen müssen, können die gleichen Symptome entwickeln, wie bei einer Cushing Erkrankung. Die Symptome erholen sich langsam nach Absetzen des Medikaments.

Diagnose

Die Diagnose ist nicht immer einfach zu stellen, da die Symptome Ursache von sehr viel verschiedenen Erkrankungen sein können. Bei einem Verdacht auf eine Cushing Erkrankung und zum Ausschluss anderer Erkrankungen wird Ihr Tierarzt zuerst eine Blut- und Urinuntersuchung empfehlen. Falls sich der Verdacht erhärtet, werden zusätzliche Bluttests (Stimulationstests) empfohlen, welche die Kortisolregulation im Blut testen. Diese Tests können auch Aufschluss darüber geben, ob es sich eher um einen Tumor in der Hypophyse oder der Nebenniere handelt. Wenn die Lokalisation und Grösse des Tumors festgestellt werden möchten, braucht es jedoch noch zusätzliche Verfahren wie ein Ultraschall der Nebennieren oder eine computertomographische Untersuchung des Gehirns.

Therapie

In den meisten Fällen wird die Cushing Erkrankung mit Medikamenten behandelt. Das meistgebrauchte Medikament Trilostan hemmt in den Nebennieren die Kortisolsynthese. Dadurch senkt sich der Kortisolspiegel im Blut und die Symptome bilden sich langsam zurück. Eine regelmässige Überwachung des Kortisolspiegels im Blut ist sinnvoll, um die ideale Dosis des Medikamentes festzulegen.

Falls die Ursache ein bösartiger Tumor der Nebenniere ist, kann eine operative Entfernung der entarteten Nebenniere eine Option sein. Diese Operation wird nur von Spezialisten durchgeführt.

Die Erkrankung ist in der Regel mit Medikamenten gut in den Griff zu kriegen, da es sich in den meisten Fällen um einen gutartigen Tumor der Hypophyse handelt. In seltenen Fällen kann der Tumor im Gehirn eine Grösse überschreiten, welche zu neurologischen Symptomen führt. In diesen Fällen kann eine Bestrahlung des Tumors eine weitere Möglichkeit der Behandlung sein.

Prognose

Die Prognose hängt davon ab, ob es sich um einen gutartigen oder bösartigen Tumor handelt. Bei einem gutartigen Tumor ist die Prognose mit der medikamentellen Therapie gut und die Hunde haben noch lange eine gute Lebensqualität.

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