Dr. med. vet. Mirjam Kündig, Med. vet. Patrick Späni
 

… und plötzlich teilen

Sie besitzen ein älteres Büsi und möchten nun zusätzlich ein Kätzchen bei sich aufnehmen? Das ist nicht immer ganz einfach. Damit sich die beiden Tiere gut aneinander gewöhnen können, gilt es, einige Regeln zu beachten.

Katzen sind Einzelgän­gerinnen und teilen ihr Revier nicht gerne. Wenn ein junges Büsi neu in den Haushalt kommt, hält sich die Begeisterung der alten Katze zu Beginn deshalb wahr­scheinlich in Grenzen, und es braucht Geduld, bis die beiden mit der neuen Situation zurechtkommen. Eine gute Vorbereitung hilft, die Eingewöhnungs­zeit zu vereinfachen und Beissverlet­zungen und Stress zu verhindern. Zudem ist es einfacher, wenn sich die beiden charakterlich ähnlich sind.

Genügend Raum

Geben Sie den Samtpfoten genügend Zeit und Raum für die Eingewöhnung und bereiten Sie neue Rückzugsmög­lichkeiten für den Ankömmling vor. Das neue Büsi sollte Nischen oder Schlaf­plätze vorfinden, die zuvor nicht von der alten Katze benutzt wurden. So gibt es weniger Revierkämpfe um Lieblings­plätze. Wenn der grosse Tag da ist und Sie das junge Kätzlein nach Hause holen, sollten Sie es zuerst in einem se­paraten Raum unterbringen, in dem es in Ruhe ankommen kann. Stellen Sie darin Wasser, einen Fressnapf und eine Katzentoilette auf und richten Sie dem Büsi einen kuscheligen Schlafplatz ein.

Geruch

Installieren Sie eine Woche vor der An­kunft des Kätzchens einen Pheromon­stecker in der Wohnung, um den beiden Tieren über die Duftbotenstoffe ein Ge­

fühl der Sicherheit zu vermitteln. Wenn das junge Büsi da ist, wird Ihre ältere Katze deren Geruch aufnehmen und neugierig sein. Reiben Sie die Katzen mit einer Kuscheldecke ab und legen Sie die Decken jeweils zur anderen ins Zim­mer, damit sie sich an den neuen Ge­ruch gewöhnen können.

Zusammenführung

Nach ein paar Tagen können die Reviere ausgetauscht werden. Wenn die ältere Katze ohne Stress reagiert, können Sie eine erste Zusammenführung versu­chen. Es sollte je eine Bezugsperson bei einer Katze sein, um die Situation zu überwachen und die Tiere allenfalls zu beruhigen. Seien Sie nicht enttäuscht, wenn die beiden fauchen oder es auch mal zu einem Tatzenhieb kommt. Die Tiere werden untereinander die Rang­ordnung ausmachen. Bei Kämpfen oder Beissereien sollten Sie jedoch sofort ein­greifen und die «Streithähne» wieder

trennen. In diesem Fall lohnt es sich, die zwei nochmals räumlich zu trennen. In­stallieren Sie ein Kindergitter zwischen den Türen der Zimmer, damit die Kat­zen sich nun sehen und riechen können. Nach ein paar Tagen wiederholen Sie die Zusammenführung.

Wie lange dauert die Eingewöhnung?

Je nach Katzentyp kann dies von eini­gen Tagen bis zu mehreren Monaten dauern. In dieser Zeit können Sie Ihre Stubentiger auch mit Ergänzungs­futtermittel oder pflanzlichen Medika­menten gegen Stresssituationen unter­stützen, die Sie in Ihrer Tierarztpraxis beziehen können.

Anzeichen von Stress

Wenn sich eine der Katzen über längere Zeit stark zurückzieht, weniger frisst, in die Wohnung markiert oder sich die bei­den Büsi immer wieder heftige Kämpfe liefern, sollten Sie sich professionelle Hilfe von einer Tierärztin oder einem Spezialisten in Verhaltensmedizin ho­len. Trotz aller Tipps gibt es leider auch Tiere, die nicht zusammengeführt wer­den können. Denn ob die Katzen sich akzeptieren, entscheiden am Schluss nur sie selber.

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