Dr. med. vet. Mirjam Kündig, Med. vet. Patrick Späni
 

Rohfleisch im Napf

Foto von Ayla Verschueren auf Unsplash

Hunde und Katzen lieben rohes Fleisch, doch die sogenannte BARF-Fütterung ist anspruchsvoll und nicht ohne Risiken.

Viele Hundebesitzerin­nen und -besitzer, die sich mit der Ernäh­rung ihres Vierbeiners auseinandersetzen, entscheiden sich für eine BARF-Fütterung. BARF steht für «biologisch artgerechte Rohfütterung» für Hunde und Katzen. Sie besteht aus rohem Fleisch, Innereien und Knochen und wird mit Gemüse und Früchten und zum Teil mit gekochten Kohle­hydraten ergänzt. Die meisten Tierbesitzerinnen und -besitzer möchten ihrem Vierbeiner dadurch eine gesunde und natürliche Ernäh­rung bieten. Ein Wechsel auf BARF-Fütterung wird oft auch aufgrund von chronischen Verdauungs- oder Hautproblemen vorgenommen.

Vorteile

Der Halter oder die Halterin kann die Zusammensetzung der Futterration selber bestimmen, und viele Hunde fressen eh lieber Rohfleisch als Fertig­futter. Bei grösseren Fleischstücken braucht der Vierbeiner zudem länger, bis alles zerkaut ist, und er ist dadurch länger beschäftigt. Das längere Kauen und das Benagen von Knochen führt auch zu weniger Zahnsteinbildung. Die Rohfleischfütterung hat noch ei­nen anderen Vorteil: Sie ändert die Verdauung deutlich. In der Regel ver­bessert sich die Kotkonsistenz und die Kotmenge reduziert sich stark. Mitt­lerweile gibt es auch vorgefertigte BARF- Mischungen zu kaufen.

Nachteile

Die Zusammenstellung einer gesun­den Futterration für den Hund ist sehr anspruchsvoll. Die äusserliche Ein­schätzung, ob das Tier gesund ernährt ist, reicht nicht. Auch Blutanalysen sind kein geeignetes Mittel, um eine ausreichende Nährstoffversorgung festzustellen. Über das Rohfleisch können Bakterien, Viren und Parasi­ten übertragen werden. Die BARF-Fütterung kann daher sowohl für das Tier wie auch für den Menschen ein gewisses Krankheitsrisiko bergen. Werden dem Futter Knochen zuge­setzt, kann dies zu Verstopfung oder Durchfall führen. Bei besonders anfäl­ligen (prädisponierten) Hunden be­steht zudem ein erhöhtes Risiko für Blasensteine. In der BARF-Fütterung wird zum Teil Schlundfleisch verfüt­tert, das aus der Schilddrüse stammt. Durch die zusätzlich aufgenommenen Schilddrüsenhormone kann ein gebarfter Hund plötzlich eine Schild­drüsenüberfunktion entwickeln.

Worauf soll man achten:

  • Falls man die Futterration für den Hund selber anfertigen möchte, sollte unbedingt eine Futter- und Ernährungsberatung durch einen ausgebil­deten Tierarzt/Tierärztin stattfinden.
  • Beim Kauf von fertigem BARF-Futter muss auf die Bezeichnung «Alleinfutter» geachtet werden. Die­ses muss gesetzlich ausgewogen sein und alle Nährstoffe enthalten.
  • Die korrekte Lagerung und Küh­lung von Rohfleisch ist wichtig. Gefro­rene Futterrationen können zugedeckt im Kühlschrank aufgetaut und sofort verfüttert werden. Einmal aufgetaut, dürfen die Produkte nicht nochmals eingefroren werden. Die beim Auf­tauen entstandene Flüssigkeit darf mitverfüttert werden. Sie enthält wasserlösliche Vitamine.
  • Hunde im Wachstum sollten nicht roh gefüttert werden, da ihr Immun-und Enzymsystem noch nicht voll­ständig ausgebildet ist. Auch bei alten oder kranken Hunden wird eine BARF-Fütterung nicht empfohlen, da sie anfälliger für Infektionen sind.
  • Es gibt im Moment noch keine Studie, die besagt, dass die BARF-Fütterung gesünder ist als ein Fertig­futter. Bei Hunden mit chronischen Verdauungs- oder Hautproblemen kann die BARF-Fütterung eine Verbesserung der gesundheitlichen Schwierigkeiten bewirken.

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