Dr. med. vet. Mirjam Kündig, Med. vet. Patrick Späni
 

Hormone aus dem Lot

Schilddrüsenerkrankungen beim Tier

Die Schilddrüse ist ein hormonbildendes Organ, welches im Bereich des Halses auf der Luftröhre liegt. Sie besteht aus einem linken und einem rechten Lappen.

Die Hauptaufgabe der Schilddrüse ist die Produktion der Schilddrüsenhormone T4 und T3, welche einen wichtigen Einfluss auf den gesamten Körper und den Stoffwechsel ausüben. Die Hormone beeinflussen das Wachstum, den Stoffwechsel, die Organentwicklung und Teile des Nervensystems. Aus diesem Grund können unbehandelte Erkrankungen der Schilddrüse mit der Zeit auch Folgeschäden an verschiedenen Organen im Körper verursachen.

Hunde erkranken häufiger an einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), Katzen jedoch häufiger an einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose).

Schilddrüsenunterfunktion beim Hund

Es sind vor allem mittelgrosse bis grosse Hunde ab mittlerem Alter von der Erkrankung betroffen. Das Geschlecht oder die Kastration haben keinen Einfluss. Ursachen sind in den meisten Fällen eine immunvermittelte Entzündung oder eine Atrophie der Schilddrüse. Die Symptome sind vielfältig. Am häufigsten berichten Hundebesitzer von Müdigkeit, Lethargie und Leistungsschwäche. Der Vierbeiner nimmt auch stetig an Gewicht zu, obwohl die Fütterung und der Appetit konstant sind. Oft leiden die Hunde an wiederkehrenden Hautproblemen und Ohrentzündungen. Kalte Plätze werden von den Hunden eher gemieden. In seltenen Fällen kann ein Mangel an Schilddrüsenhormone auch zu neurologischen Problemen wie Lähmungserscheinungen führen. Da sich die Krankheit und die daraus folgenden Symptome langsam entwickeln, ist es für einen Hundebesitzer oft nicht einfach, die Veränderungen zu erkennen. Diese werden oft mit einem normalen Alterungsprozess verwechselt.

Die Diagnose erfolgt durch eine Blutuntersuchung, welcher das Schilddrüsenhormon T4 und das schilddrüsenstimulierende Hormon cTSH untersucht. Der Test ist jedoch nicht immer eindeutig und in einigen Fällen sind weitere Stimulationstests nötig.

Die bestätigte Schilddrüsenunterfunktion kann gut behandelt werden. Die Hunde erhalten täglich Tabletten, welche synthetisch hergestelltes Schilddrüsenhormon enthalten. Dadurch wird der tiefe Hormonspiegel ausgeglichen. Bereits nach wenigen Wochen sind die Hunde wieder deutlich vitaler und auch Haut- und Gewichtsprobleme normalisieren sich. Die Therapie erfolgt lebenslang.

Typische klinische Symptome beim Hund mit einer Schilddrüsenunterfunktion

  • Lethargie
  • Gewichtszunahme
  • Leistungsintoleranz
  • Kälteintoleranz
  • Fellverlust
  • Generelle Hautprobleme
  • Chronische Ohrentzündung

Schilddrüsenüberfunktion bei der Katze

Die Schilddrüsenüberfunktion ist eine häufige hormonelle Erkrankung bei älteren Katzen. Ursache ist in den meisten Fällen eine gutartige Vergrösserung der Schilddrüse. Dadurch werden die Schilddrüsenhormone unkontrolliert und in hohem Masse produziert und ausgeschüttet. Die vergrösserte Schilddrüse ist bei der Untersuchung oft spürbar. Die Katzenbesitzer berichten oft von einem Heisshunger und einem deutlichen Gewichtsverlust. Verdauungsstörungen wie Erbrechen oder Durchfall sind häufig. Die Katzen trinken sehr viel und müssen dadurch auch deutlich mehr Harn absetzen. Dies kann auch zu Urinverlust neben dem Kistchen führen. Die hohen Schilddrüsenhormone führen zudem zu einer hohen Herzfrequenz. Die Tiere sind sehr unruhig und miauen auch vermehrt. Oft suchen sich die Katzen kalte Plätze zum Schlafen aus. Die Symptome sind meistens sehr deutlich und werden von den Katzenbesitzern gut wahrgenommen. Im Bluttest kann das erhöhte Schilddrüsenhormon T4 nachgewiesen werden und die Verdachtsdiagnose bestätigen. Die Therapie erfolgt durch ein Medikament, welche die Synthese der Schilddrüsenhormone reduziert und lebenslang fortgesetzt werden muss. Das Medikament kann als Tablette verabreicht werden. Falls eine Tablettengabe nicht möglich ist, kann das Medikament täglich mit Einweghandschuhen als Salbe an die Innenseite der Ohrmuschel appliziert werden. Der Wirkstoff wird durch die Haut in den Blutkreislauf aufgenommen. Der Hormonspiegel reguliert sich nach wenigen Wochen. Die Katzen nehmen wieder an Gewicht zu, haben eine besser Lebensqualität und eine deutlich längere Lebenserwartung.

Typische klinische Symptome bei der Katze mit einer Schilddrüsenüberfunktion

  • Gewichtsverlust
  • Heisshunger
  • Vermehrtes Trinken
  • Erhöhter Urinabsatz
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Erhöhte Herzfrequenz
  • Unruhe
  • Vermehrtes Miauen
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